Designer Harri Koskinen

Interview mit Harri Koskinen


Harri -Koskinen ist wohl der berühmteste finnische Designer der Gegenwart, zu dessen Kunden u.a. Alessi, Artek, Cassina, Danese, Design -House Stockholm, Iittala, Issey Miyake, Magis, Marimekko, Muuto, Venini, etc. gehören. Der sympatische Designer hat sich trotz der vielen Termine während der Helsinki Design Week Zeit für das Gespräch mit mir genommen.
Lumieres d’Issey / Parfums Issey Miyake. Design von Harri Koskinen.
Sofa bed / Harri Koskinen Works.
An welchem Projekt arbeitest du gerade?
Ich arbeite an vielen verschiedenen Projekten. Einerseits versuche ich so viel Zeit wie möglich in meiner eigenen Firma ‚Friends of Industry’, zu verbringen, wo ich 3 Mitarbeiter und einen Praktikant beschäftige. Danaben habe ich einige neue Projekte im Bereich Industriedesign u.a. mit Genelec, mit denen ich seit 1999 zusammen arbeite. Für Abloy und Oras habe ich soeben einige Produktupdates gemacht und die Zusammenarbeit mit Artek wird weiter geführt. Bei Iittala, dessen Chefdesigner ich bin und darüber hinaus  in einer beratenden Rolle unterstütze stehen einige neue Projekte an. Die Zusammenarbeit schliesst natürlich einige andere Partnerschaften aus, aber nicht destotrotz führe ich Gespräche mit einigen internationalen Firmen, die aber noch nicht konkret sind. Weiterhin gibt es Projekte im Bereich Industriedesign, die nicht an Endverbraucher adressiert sind und wo mein Name nicht erkenntlich wird.
Welches deiner Projekte war bisher am interessantesten?
Die lange Zusammenarbeit mit Genelec hat mir persönlich viel gebracht und ich habe dabei viel gelernt. Ebenfalls ist die Zusammenarbeit mit Iittala eine sehr dankbare Aufgabe durch die Consulting Rolle.
Du bist ein vielseitiger Designer und deine Produkte decken ein breites Spektrum an Designprodukten von Möbeln, Geschirr, Lampen, Lautsprechern, Parfümflaschen und vielem mehr ab. Hast du ein Produkt oder Projekt, das du noch nicht entworfen hast, das du gerne noch entwerfen möchtest?
Es gibt viele, aber das hängt nicht vom Kunden oder von meinen Wünschen ab. Bei der Gestaltung geht es vielmehr um das Ganze. Die Arbeit in diesem Bereich ist lohnend und gibt mir persönlich viel. Ich träume nicht davon ein spezielles Produkt zu entwerfen, sondern mich reizt das Ganze, nämlich neue Technologien  auszutesten, Entwicklungen mitzugestalten sowie die Möglichkeit die Welt zu verändern und etwas Sinnvolles zu tun.
Und wie siehst du neue Technologien wie 3D Drucken und deren Einfluss aufs zukünftige Design?
Das 3D Drucken sehe ich als Werkzeug wie Computer, die die Arbeit erleichtern. Ich selbst beschäftige mich nicht damit. Aber es wird viele Vorteile bringen, von denen auch Konsumenten profitieren. Ich glaube aber, dass es noch eine Weile dauert bis die Technologie die Masse erreicht und jeder ein 3D-Drucker zu Hause hat. Bis dahin wird es eine Spielwiese sein. Aber in anderen Industrien, wie zum Beispiel in der Medizin hat man damit schon viele gute Entwicklungen gemacht.
Was inspiriert dich an deiner Arbeit?
Ich hole meine Inspirationen aus vielen Quellen, habe aber keine klassischen Inspirationsraster. Beispielsweise inspiriert mich neue Menschen zu treffen und mit ihnen über neue Themen und Ideen zu diskutieren. Inspirationen können aus meiner Freizeit kommen, aber ich fahre nicht an gewisse Orte wie Lappland, um mich dort inspirieren zu lassen, sondern weil ich gerne dort bin.
Was schätzt du an deiner Arbeit am meisten?
Ich mag die Ganzheitlichkeit an meiner Arbeit und dass ich die Möglichkeit hatte mit vielen verschiedenen Menschen aus diversen Branchen zu arbeiten.
Was ist deine Einstellung zum Design und wann wusstest du, dass du Designer werden möchtest?
Das hatte ich nicht geplant. Im Gymnasium hatte ich noch keine konkreten Vorstellungen, was ich werden wollte. Mich haben handwerkliche Arbeiten und bildende Künste interessiert und das Lahti Design Institut hat diese Interessen vereint, weshalb ich mich entschieden habe dort zu studieren. Vor dem Studium wusste ich einiges über Architektur, aber noch nicht was Design ist.
Was ist dein Stil bzw. wie wohnst du?
Ich bin praktisch veranlagt und mag es einfach. Meine Ästhetik basiert nicht auf kommerziellen Themen, die man aus den Zeitschriften kennt. Trends beispielsweise interessieren mich nicht, aber ich kenne und verstehe sie und ihre Zyklen und weiss, dass sie Marketingzwecken dienen.
Die Idee von einem traditionellen, finnischen Flickenteppich beispielsweise reizt mich. Sie sind ästhetisch und schön bzw. habe ich diesen Anspruch an die Teppiche. Sie werden aus wiederverwertbaren Materialien hergestellt, sind praktisch, weich und langlebendig.
Was denkst du über den Verkauf von Artek an Vitra und wie siehst du die Zukunft des finnischen Designs?
Dies ist ein Teil der aktuellen Entwicklungen. Heute zum Beispiel hat Oras, nordischer Branchenführer von Sanitärarmaturen die deutsche Hansa gekauft. Also es geht in beide Richtung. Die Artek Übernahme durch Vitra finde ich eine gute Sache für beide. Man wird sehen, was die Zusammenarbeit in der Praxis bedeutet und wie sich entwickelt. Jedenfalls Artek ist eine starke Marke und Vitra kann auch von den Erfahrungen von Artek in Skandinavien und Japan profitieren.
Hast du ein Designstück auf das du nicht verzichten möchtest?
Nein, nichts Konkretes. Ich kaufe generell wenig ein und möchte nur ungern Sachen wegwerfen. Vielleicht kann man sie wieder woanders verwenden.
Hast du ein Designprodukt, das du noch nicht besitzt und unbedingt haben möchtest?
Wie schon gesagt, bin ich ein praktisch veranlagter Mensch und auch kritisch, was Sachen angeht. Ich habe kein einzelnes Produkt, das ich unbedingt haben möchte, aber aktuell benötige ich zum Beispiel eine neue Küche.
Der Mensch ist aber nie zufrieden, er sucht immer was Besseres, das Alte reicht nicht, er will immer mehr. Das trifft insbesondere für die Produkte der Konsumeelektronik, wie Smartphones oder Hifi-Geräte, zu. Man entwickelt nicht nur Produkte, die immer schneller und besser sind, sondern auch Bedürfnissen gerecht werden. Beispielweise Soundsysteme werden immer besser, qualitativ hochwertiger und langlebendiger, aber trotzdem wollen die Menschen immer wieder das Neue haben. Egal wie gut das Produkt ist, die Funktionalität des Produktes hängt vom Nutzer ab und wo das Produkt schliesslich genutzt wird, aber darauf haben Designer und Hersteller keinen Einfluss.

Iittala Lantern von Harri Koskinen.

Moderner Stabelstuhl und Tisch aus Holz von Harri Koskinen für Nextmaruni.
Fat Tray von Harri Koskinen / Alessi.

123dl Gläser von Harri Koskinen/ Alessi.

Asteroide Pendant 
von Harri Koskinen / Venini.

6000 A tragbare Lautsprecher, Design von Harri Koskinen / Genelec.
HK Lounge Kollektion von Harri Koskinen / Artek.